Freitag, 11. Oktober 2013

Die Sprache bildet ein Zwischenreich.

günther gumhold  / pixelio.de                                                                                                          aus Über Ästhetik, Rohentwurf, 16.

Erst die Sprache scheidet sinnfällig von bedeutend: indem sie ein mittleres Feld konstituiert, in welchem Bedeutung dem phänomenal (sinnfällig) Gegebenen qua Symbol (Begriff) apriori angeheftet, zugedacht,' zugerechnet' ist. Reflexion, als die reguläre Einordnung der 'Erscheinung' ins 'System', ist im Sprachspiel habituell geworden. Und ebenso die Scheidung von Ich und Welt: insofern nämlich das Ich als einziges nicht apriori in symbolischer Form "gegeben" ist, sondern andauernd zuerst erlebt und nur à contrecoeur 'symbolisiert' wird; darum auch keine apriori gegebene Bedeutung 'hat'! Es gehört nicht zu diesem Zwischenreich, Mittelfeld, „Halbwelt“ des Sprachspiels. [‚Der Grund des Systems kommt in ihm nicht vor.’] Ich 'erlebt' immer nur eine gewohnheitsmäßig schon-bedeutende Welt. Aber weil und soweit es nicht selber dazugehört, erlebt es auch mehr als diese! Die Zugehörigkeit zum Sprachspiel ist eben eine relative: Vertraut ist, was oft darin vorkommt ("fester Platz"); aber was zu oft darin vorkommt, verliert seinen "Platz", ist 'überall und nirgends' und wird so unbedeutend. "Recht eigentlich" bedeutend ist vielmehr das, was bislang noch nicht darin 'vorgekommen’ war; es wird zum Erlebnis par excellence (durch die Sprache: ohne sie wäre es bloß Erlebnis); zum bedeutenden Erlebnis...

Und als solches konstituiert es das Reich des Ästhetischen. Mit der Sprache läßt es sich nur uneigentlich darstellen - Metapher, Ironie, Paradox.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen