Mittwoch, 16. Oktober 2013

Ist Rhythmus der Stoff des Ästhetischen?

Francis Difronzo, nothing starts tomorrow, part5

Unter dem Titel Das Gefühl für Maß und Verhältnis brachte die Neue Zürcher Zeitung am 12. 12. 2009 einen Beitrag des schweizer Kulturhistorikers Dr. Peter Meyer aus Zollikofen. Er vertritt die Auffassung, der - spezifisch menschliche - Sinn für das Ästhetische stamme entwicklungsgeschichtlich aus dem Erleben des Rhythmus; nämlich "das ganzheitliche Erlebnis stofflich-formaler Spannung und Harmonie".  

"...Immer wieder wird das Schöne auch mit dem Ästhetischen gleichgesetzt. Das Ästhetische ist aber etwas anderes. Vereinfacht könnte man vielleicht sagen, dass das Ästhetische in der besonderen Art des Umgangs mit dem Schönen liegt, und das heißt natürlich, dass auch das weniger Schöne, möglicherweise auch das Hässliche in das ästhetische Spiel mit einbezogen werden können. Das Schöne wird in dieser Betrachtungsweise zum ästhetischen Sonderfall, der auf einer imaginären ästhetischen Werteskala zuoberst steht. Doch ist auch das Hässliche Teil des Ästhetischen, bloß steht es am anderen Ende der Skala. Das Ästhetische ist also nicht dadurch charakterisiert, dass es sich an den Bereich des Schönen hält, sondern dass es aus Schön und Hässlich ein interessantes ästhetisches Spannungsfeld erzeugt, das die axiologischen Unterschiede vergessen macht.
...


Die NZZ hat mir rückwirkend die Verbreitung ihrer Inhalte untersagt. Ich werde sie nach und nach von meinen Blogs löschen 
Jochen Ebmeier  


Thomas Anshutz, Stahlarbeiter, Mittagspause 

 André Devambez, Der Angriff, 1902/3


Luís Falero, Fausts Traum

cy twombly,  untitled 1985, 3

Johannes Bosboom, Dom zu Trier

Gerhard Richter, 4 Panes of Glass 1967.

Jacques-Louis David, Marats Tod.

Nota. - Ich bin ja auf der Suche nach dem Ursprung des spezifisch-Ästhetischen, weil es wohl das ist, was uns Menschen von den Tieren spezifisch unterscheidet. Aus heiterm Himmel wird es kaum gefallen sein, denn dafür hat es in unserer Gattungsgeschichte viel zu lange gedauert, bis es sich zu identifizierbarer Gestalt herausgearbeitet hat. Es ist nicht "emergiert", sondern wird sich wohl auf älteren Grundlagen gebildet, aus älterem Material ausgebildet haben. Ich sage es, wie ich es meine: Es ist mit dem "Geist", der seinerseits als Kompensation für die verlorenen Selbstverständlichkeiten unserer früheren Umweltnische aufgetreten ist, selber entstanden - als der 'Teil', der sich zu nichts Nützlichem gebrauchen ließ; und erst wieder zu den verdienten Würden kam, als der eingetretene materielle Überfluss das Menschenleben aus der selbstverschuldeten Knechtschaft von Nutz und Brauch freigesetzt hat.

Und dass es dem Autor gelungen ist, von der unnützen Seite des Geistes auf das "animalisch Triebhafte" zurückzukommen, lässt keine evolutionistischen Wünsche offen.
 JE


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