Montag, 30. Juni 2014

Macht der Rhythmus die Musik?

aus scinexx                                                                                         Free Voices 

Auch Schimpansen mögen Musik 
Menschenaffen bevorzugen afrikanische Rhythmen gegenüber westlicher und japanischer Musik 

Wechselnde Rhythmen statt stampfender Beats: Typisch westliche Musik verschreckt Schimpansen, für abwechslungsreiche afrikanische und indische Rhythmen haben sie jedoch eine Vorliebe. US-Forscher haben herausgefunden, dass die Affen solche Musik sogar lieber hören, als im Stillen zu hocken. Ein Sinn für Musik könnte damit ein weiteres Merkmal sein, dass Menschen und Primaten miteinander verbindet, schreiben die Wissenschaftler. 

Musik ist etwas, das alle Menschen verbindet, auch wenn jede Kultur ihre eigenen unterschiedlichen Melodien und Rhythmen entwickelt hat. Menschenaffen dagegen musizieren nicht selbst – sie haben aber sehr wohl einen gewissen Sinn für Musik, wie frühere Studien herausgefunden haben. Bestimmte Vorlieben ließen sich bei den Primaten bislang allerdings nicht zuverlässig erkennen, abgesehen davon, dass sie langsamere Rhythmen zu bevorzugen schienen. In allen bisherigen Studien vermieden die Affen die Musik jedoch gänzlich, wenn sie die Möglichkeit hatten. 

Bisher allein westliche Musik erforscht 

Wissenschaftler um Frans de Waal von der Emory University in Atlanta haben allerdings festgestellt, dass sich die Forschung zum Musiksinn bei Primaten bisher allein auf westliche Musikrichtungen wie Pop, Blues und klassische Musik konzentrierte. Diese folgen jedoch gemeinsamen musikalischen und akustischen Mustern – möglicherweise gibt es für die Primaten also keinen entscheidenden Unterschied. 

De Waal und seine Kollegen studierten darum die Reaktionen von Menschenaffen auf eine Auswahl von Musikstilen mit größeren Unterschieden: afrikanische, indische und japanische Musik. "Wir wollten keine unterschiedlichen Vorlieben für Musik verschiedener Kulturen nachweisen", erklärt de Waal die Auswahl der Musik. Es sei aber wichtig, akustische Eigenschaften der Musik genau bestimmen zu können, wie bei den gewählten kulturellen Musikarten. 

Morgendliche Zufallsmusik 

Zwei Gruppen von insgesamt 16 Schimpansen bekamen zwölf Tage lang jeden Morgen für 40 Minuten Musik aus einer der drei Stilrichtungen vorgespielt. Alle Musikstücke wurden in zufälliger Reihenfolge und in derselben Lautstärke gespielt. Dabei beobachteten und filmten die Wissenschaftler, wo die Affen sich in ihrem Gehege aufhielten. 

Die Unterschiede waren deutlich sichtbar: Bei afrikanischer und indischer Musik hielten die Schimpansen sich gern in der Nähe der Lautsprecher auf und hörten lieber Musik als in den ruhigen Ecken zu bleiben. Bei den japanischen Stücken suchten sie jedoch das Weite und befanden sich eher in Bereichen des Geheges, wo die Musik kaum oder gar nicht hörbar war. 

Lieber Musik hören als Stille 

Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Affen die afrikanische und indische Musik aufgrund ihres Rhythmus bevorzugen. Sie beinhalten große Unterschiede und häufige Wechsel zwischen stark ausgeprägten und schwächeren Beats. Die japanische Musik dagegen zeichnet sich durch kräftige und regelmäßige Beats aus, wie sie auch für westliche Musik typisch sind. "Schimpansen könnten diese starken, berechenbaren rhythmischen Muster als bedrohlich empfinden", erklärt de Waal, "denn die Drohgebärden von Schimpansen beinhalten oft rhythmische Geräusche wie Stampfen, Klatschen und das Aneinanderschlagen von Gegenständen."

Bedeutend ist für die Wissenschaftler, dass die Affen nicht nur eine Vorliebe für bestimmte Musik haben, sondern diese auch gegenüber Stille bevorzugen. Erstautor Morgan Mingle von der Emory University bezeichnet diese Tatsache als "überzeugenden Beweis, dass unsere gemeinsame Evolutionsgeschichte eine Vorliebe für Geräusche beinhaltet, welche bei Menschen wie Schimpansen keine überlebenswichtigen Signale darstellen." Musikhören aus reiner Freude an der Musik haben wir demnach mit unseren entfernten Vettern gemeinsam. In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher nun anhand der breiten Auswahl menschlicher Musik herausfinden, welche Muster in der Musik möglicherweise einen gemeinsamen evolutionären Ursprung haben. 

(Animal Learning and Cognition, 2014; doi: 10.1037/xan0000032

(American Psychological Association, 27.06.2014 - AKR) 

Nota.
Muss man bei der Gelegenheit daran erinnern, dass Hono sapiens auf Afrika stammt?
JE 

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