Dienstag, 3. Februar 2015

Ästhetik des Schaurigen.

Joos van Craesbeeck, Versuchung des heiligen Antonius, um 1650
Akademie der Künste, Wien, Gemäldegalerie  
Lust am Schrecken
Ausdrucksformen des Grauens
 

Die Gemäldegalerie präsentiert mit "Lust am Schrecken. Ausdrucksformen des Grauens" eine große Ausstellung zu Faszination und Ästhetik des Furchtbaren in Darstellungen von der Renaissance bis zum Klassizismus. Sie wird vom 12. Dezember 2014 bis 15. März 2015 in ihren Sammlungsräumlichkeiten im ersten Stock der Wiener Akademie am Schillerplatz zu sehen sein.

David Ryckaert La ronde des Farfadets  

Die Ausstellung widmet sich der paradoxen Tatsache, dass Darstellungen dramatischer Erzählungen und furchtbarer Begebenheiten im Betrachter zwar Gefühle des Entsetzens hervorrufen, ihn gleichzeitig aber ebenso faszinieren wie erfreuen können. So werden insgesamt rund 70 Gemälde, Graphiken und Skulpturen gezeigt, die, immer im Sinne der Kunsttheorie virtuos auf Schönheit und Staunen angelegt sind, obwohl sie eigentlich furchtbare Geschichten darstellen.
Rubens, Boreas entführt Oreithya

Als Inbegriff der Schönheit des Schrecklichen ist bis in die Aufklärung die spätklassische, in einem historischen Abguss präsente Laokoongruppe Vorbild für eindrucksvolle Beispiele in der Malerei von Peter Paul RUBENS mit Boreas entführt Oreithya, in der Graphik mit LE BRUNS Grammatik der Affektdarstellung, aber auch in der Skulptur mit der Marmorbüste des Sterbenden Alexander. Furcht und Staunen erregen die Darstellungen grauenhaft schöner Heroinen und

Salvatore Rosa, Hexen bei ihren Beschwörungen

spektakulärer Inszenierungen mythologischer Heldentaten, darunter ganz besonders die atemberaubende Version der Judith mit dem Haupt des Holofernes von Artemisia GENTILESCHI, aber auch erhabene Landschaftsbilder mit Seestürmen, Vulkanausbrüchen oder Unwetterszenarien von CASANOVA, LOUTHERBOURG oder WUTKY. Letztlich sind neben dem Jüngsten Gericht von Hieronymus BOSCH mit seinen faszinierenden Horrorvisionen vom sündigen Leben auch Antonius-Versuchungen und Hexensabbate von Salvatore ROSA bis MAGNASCO zu sehen.

Führungen:

Überblicksführungen zur Ausstellung finden während der gesamten Ausstellungslaufzeit regelmäßig jeden Samstag um 15.30 Uhr sowie jeweils sonntags um 10.30 Uhr statt.Hier finden Sie die aktuellen Termine im Überblick.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Treffpunkt: Foyer der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien. 


Katalog:

Zur Ausstellung Lust am Schrecken. Ausdrucksformen des Grauens erscheint ein gleichnamiger Katalog in deutscher Sprache. Dieser kann ab 12. Dezember 2014 zum Preis von € 29,- imMuseumsshop der Gemäldegalerie erworben werden.


Öffnungszeiten der Ausstellung:

Dienstag – Sonntag, Feiertag 10.00 – 18.00 Uhr (zusätzlich am 29.12.2014 und 05.01.2015)
Geschlossen am 24. – 25.12.2014 und am 01.01.2015
Allessandro Magnasco, Gerichtsszene

Nota. - Das dargestellte Schöne ist schön. Das dargestellte Schaurige ist nicht schaurig - es sieht nur so aus. Nun sind schön und schaurig in ästhetischer Hinsicht keine Gegensätze; schon weil schaurig keine ästhetische Kategorie ist, sondern, wenn die Situation es bringt, eine des wirklichen Lebens, wo Vor- und Nachteile abzuwägen sind.

Das Gegenteil des Schönen ist aber auch nicht das Hässliche. Das Gegenteil des Schönen und des Hässlichen ist das ganz und gar Unansehnliche, wörtlich: an dem es nichts anzusehen gibt, das ohne allen Reiz ist. Was aber ohne allen Reiz ist - nicht aber, was schön ist -, hängt von der Umgebung ab. Ein Intérieur von Villem Hammershöi, ganz grau in Grau und menschenleer, ist nicht ohne allen Reiz, weil es nämlich absticht, und sei es nur: von dem, was ein Museumsbesucher erwartet. (Wer aber genauer hinsieht, erkennt einen Rhythmus in dem Grau.) Was befremdlich ist, ist reizvoll und nicht reizlos, und das ist noch das im Bild unschädlich gemachte Schaurige. Doch es zu schätzen muss man aufgelegt sein. Das Schöne wahrzunehmen und zu schätzen kann man dagegen jedem zumuten, jederzeit. (Ihm schaut freilich der Kitsch über die Schulter, und der hängt wohl von den Bedingungen ab, so dass das Schöne Mitte des 20. Jahrhunderts ganz in Verruf war, höchstens durfte etwas schön scheußlich sein, und das ist dann wieder ein echtes Grauen im wirklichen Leben.)
JE


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