Mittwoch, 13. November 2013

Bacons Freud - das teuerste Bild der Welt.

aus Die Presse, Wien, 13. 11. 2013

Auktion: Rekordpreis für Bild von Francis Bacon  Francis Bacons Triptychon ist das teuerste je bei einer Auktion verkaufte Bild. Und es gibt auch einen neuen teuersten lebenden Künstler.

Die Kunstwelt hat einen neuen Auktionsrekord. Für 142,4 Millionen Dollar (106 Millionen Euro) ist das Triptychon "Three Studies of Lucian Freud" von Francis Bacon in New York versteigert worden. Damit ist das 1969 entstandene Werk das teuerste, das je bei einer Auktion verkauft wurde. Jeff Koons' "Balloon Dog" wurde unterdessen für umgerechnet 43,6 Millionen Euro versteigert. Koons ist damit der teuerste lebende Künstler.

Mit dem am Dienstagabend (Ortszeit) erzielten Preis liegt Bacons Triptychon gut 22 Millionen Dollar über dem vor eineinhalb Jahren versteigerten "Schrei" von Edvard Munch, der bisher das teuerste je versteigerte Bild war. Die Auktion war mit Spannung erwartet worden, das Ergebnis hat aber selbst Experten überrascht.

Der Rekord gilt allerdings nur für Auktionen. Außerhalb der Auktionshäuser sollen einige Bilder schon deutlich mehr gekostet haben, das ist aber in der Regel unbestätigt. Christie's hatte auf einen Preis von 90 Millionen Dollar gehofft. Wer das Werk kaufte, gab das Auktionshaus nicht bekannt.

Die drei Bilder Bacons zeigen den in Berlin geborenen britischen Maler Lucian Freud. Freud, 1922 geboren und somit 13 Jahre jünger als Bacon, war ein Enkel des Psychoanalytikers Sigmund Freud und Malerkollege von Bacon. Beide malten sich mehrfach gegenseitig. Die drei Bilder des Triptychons sind jeweils zwei Meter hoch und fast eineinhalb Meter breit. Sie zeigen den sitzenden Freud - das Gesicht wie bei Bacon üblich entstellt und übermalt.


Zuletzt blieb ein Bacon unverkauft liegen
 
Christie's nennt das Werk "eine der wichtigsten und interessantesten Arbeiten Francis Bacons". Es sei noch nie zuvor bei einer Auktion angeboten worden. Allerdings war es mehrfach zu sehen, so wenige Jahre nach seiner Entstehung in der Kunsthalle Düsseldorf. Viele Jahre waren die drei Bilder aber getrennt, jetzt wurden sie wieder als Triptychon zusammen verkauft.

Der Kunstmarkt ist unberechenbar. Der bisherige Rekord für einen Bacon, ebenfalls ein Triptychon, wurde 2008 erzielt: 86 Millionen Dollar. Das war zugleich das teuerste Werk der Nachkriegskunst, das je versteigert worden war. Andererseits: Im Mai blieb ein Bacon, den Experten auf 40 Millionen Dollar geschätzt hatten, in New York unverkauft liegen.


Jeff Koons ist teuerster lebender Künstler
 
Im Schatten des Bacon löste noch der Amerikaner Jeff Koons den Deutschen Gerhard Richter als teuersten lebenden Künstler ab. Der "Balloon Dog" des 58-Jährigen wurde für 58,4 Millionen Dollar versteigert. Damit lag der quietschbunte Hund gute 20 Millionen Dollar über dem bisherigen Rekord: Im Mai war "Domplatz, Mailand" von Richter (81) bei Sotheby's für 37 Millionen Dollar versteigert worden.

"Balloon Dog" erinnert an die aus Luftballons geknoteten Tiere, die Kleinkünstler anbieten - nur ist der von Koons so groß wie ein Auto. 2007 war das Kunstwerk in der Kunsthalle Bregenz zu sehen.

 
(c) Reuters (Shannon Stapleton) "Balloon Dog" erinnert an die aus Luftballons geknoteten Tiere.
(APA/dpa)

Nota.

Als Gerhard Richter im Mai zum teuersten je verkauften lebenden Maler wurde, kam der Verdacht auf, dass die Preise auf dem Kunstmarkt vielleicht doch etwas mit ästhetischer Qualität zu tun hätten; nur dass es ausgerechnet der fotografische "Domplatz von Mailand" sein musste...?

Mit Jeff Koons' buntem Hund sind die Zweifel glücklich wieder ausgeräumt.

Dass dagegen nun Francis Bacon vor Picasso rangiert, gibt erneut zu denken. Wenns nicht um so viel Geld ginge, könnte man meinen, da seien doch Geschmacksunterschiede im Spiel.
JE

PS. Zur Erläuterung: Wenn Gemälde von Leuten wie Rembrandt, Caravaggio oder Rafael heute überhaupt verkauft werden, dann nicht auf Auktionen, sondern außerhalb der Öffentlichkeit.

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